Dieser Platz, der Begriff Maidan stammt übrigens aus dem Arabischen, steht stellvertretend für das traurige Schicksal der Ukraine, denn nichts ist trauriger als das Sterben einer großen politischen Hoffnung.

Die verfaulten Orangen von Kiew

Als der Verfasser dieses Beitrages den Maidan im Frühjahr 2011 besuchte, gehörte die sogenannte Orange Revolution, die sich im Winter 2004 vollzog, schon der Vergangenheit an.

Die Orangen waren längst verfault, der prorussische Präsident Janukowitsch saß fest im Sattel.

Damals wie heute, die gleichen Akteure

Es soll hier nicht vertiefend auf die ominösen Umstände der Ereignisse von 2004 eingegangen werden, aber in unserem schnelllebigen Zeitalter sei noch einmal daran erinnert, dass damals, also vor knapp 13 Jahren, schon die gleichen Akteure agierten, wie heute auch.

Der damals ins Amt gewählte Präsident Jutschenko, der inzwischen in der Bedeutungslosigkeit versunken ist, finanziert vom Schokoladenkönig Petro Poroschenko (heute Präsident der Ukraine), sowie Julia Timoschenko, der ukrainischen Evita Peron, ewige Oppositionsführerin und in der Ukraine von ihren Gegnern als Gasprinzessin tituliert.

All diese Akteure wurden damals von den Wählern per Stimmzettel in die Regierung gebracht, aber nur kurze Zeit später, auf demselben Wege, von der politischen Bühne gefegt.

Nach dem Sturz von Präsident Janukowitsch in Kiew, Anfang 2014, damals war wieder der Maidan Ausgangspunkt der Revolte, hält der Zerfall der Ukraine unvermindert an. Was immer man von Janukowitsch halten möchte, um einen besonders empfehlenswerten Politiker handelte es sich nicht, immerhin aber wurde er demokratisch gewählt und außerdem wurde während seiner Amtszeit die territoriale Integrität der Ukraine gewährleistet, sowie die staatliche Unabhängigkeit nicht zur Disposition gestellt.

Ein Hauch von Aufruhr auf dem Maidan

In diesen Tagen weht wieder ein Hauch von Aufruhr über den Maidan und wieder sind Julia Timoschenko und Petro Poroschenko involviert. Timoschenko fordert Neuwahlen und den Rücktritt Poroschenkos vom Amt des Präsidenten. Julia Timoschenko, die ihre Kandidatur für das Jahr 2019 schon verkündet hat, wird dabei von Micheil Saakaschwilli unterstützt.

Saakaschwilli ist ein früherer ukrainischer und georgischer, inzwischen aber staatenloser Politiker, der einst im Präsidentenpalast von Tiflis saß, sich später aber als Gouverneur der Region Odessa in der Ukraine betätigte, bis ihm Präsident Poroschenko die Staatsbürgerschaft entzog.

Angereichert von ultrarechten Bewegungen

Dieser illustre Haufen wird angereichert von ultrarechten Bewegungen, wie dem antisemitisch und antirussisch agierenden „Nationalen Korps“, welches seine Hochburgen im Westen der Ukraine hat. Die Demonstranten fordern mit Recht die Einführung eines speziellen Antikorruptionsgerichtes. Das unter Anderem aber ausgerechnet Timoschenko und Saakaschwilli diese Forderungen erheben, gibt dem Anliegen einen unangenehmen Beigeschmack.

Hintergrund sind die neuen radikalen Sparmaßnahmen der Regierung, welche bei der Bevölkerung für Unmut sorgen und von den oppositionellen Kräften instrumentalisiert werden. Die politische und ökonomische Dauerkrise der Ukraine, belastet durch die historisch bedingte innere Zerrissenheit des Landes, den Erblasten der Sowjetzeit, den bewaffneten Konflikten im Osten und der Unfähigkeit und Korruption der Regierenden, egal welcher Couleur, hält unvermindert an.

Ukrainer verlassen in Scharen das Land

Statt ihre angeblich erworbenen demokratischen Freiheiten zu genießen, begehen viele Ukrainer inzwischen die Abstimmung mit den Füßen und verlassen in Scharen das Land. Besonders die Intelligenz zieht nach Westen, während sich die einfacheren Schichten nach der Einführung der Visafreiheit in Richtung EU, als Hilfsarbeiter, Gärtner oder Dienstpersonal, überwiegend in Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei verdingen.

Von einer EU-Mitgliedschaft will man in Brüssel nichts mehr wissen

Von einer Vollmitgliedschaft der Ukraine in der EU, dieses Vorhaben wurde nachdem Sturz Janukowitsch ernsthaft unterbreitet, will inzwischen in Brüssel niemand mehr etwas wissen. Stattdessen flüchtet man sich in Worthülsen und Wunschdenken. Es ist daher zu befürchten, dass durch die anhaltenden Unruhen in der Ukraine bei den nächsten Wahlen dort nicht die in westlichen Medien hofierten Akteure gewinnen werden, sondern radikale und extremistische Kräfte auf allen Seiten des politischen Spektrums, was die Spaltung des Landes weiter beschleunigen würde, während für EU und Nato ein weiterer außen- und sicherheitspolitischer Scherbenhaufen droht.

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